Chaos als Inspirationsquelle?
Die Kunst Workshops mit Angelika sind bei uns ja mittlerweile schon zu einer richtigen Institution geworden. Dieses Mal ging es darum, ein Leporello zu falten und darauf selbstgesammelte Naturmaterialien zum Zeichen- und Malanlass zu nehmen und in verschiedenen Mal- und Zeichenschritten zu einem interessanten Bildergebnis zu kommen. “Klingt vielleicht auf den ersten Blick kompliziert, ist aber im Tun - wenn man mal anfängt und drin ist - total cool.” - Kursleiterin Angelika
Eine Teilnehmerin berichtet:
« Dunklere Tage werden jetzt länger, Menschen ziehen sich langsam zurück, geschlossene Fenster signalisieren strenger, dass viele suchen im Haus ihr Glück. (Hans Hartmut Karg) »
Es ist Mitte Oktober, langsam wird es draußen früher dunkel. Auch mich kostet es Überwindung: Fahre ich von der Arbeit lieber nach Hause auf mein Sofa oder nehme ich den Weg zur Werkstattschule, wo um 18 Uhr der Kunstworkshop mit Angelika beginnt?
Zum Glück entscheide ich mich für zweiteres! Vor Ort erwartet mich eine mit viel Liebe vorbereitete Tafel, voller bunter Farben, verschiedene Materialien, unterschiedliche Pinsel, Stifte, Blätter, … und vor allem blicke ich in freundlich lachende Frauengesichter, die sich – genauso wie ich – über das Wiedersehen freuen. Keine fünf Minuten nach meiner Ankunft stellt sich bei mir das Gefühl von Freude, Geborgenheit und vor allem Dankbarkeit ein: HIERSEIN ZU DÜRFEN – TEILHABEN ZU KÖNNEN – IN GESELLSCHAFT ZU SEIN – NUTZEN ZU DÜRFEN!
Schnell nutzen wir das letzte Licht, gehen raus und sammeln Gegenstände, die uns begegnen, uns gefallen oder irgendwie ansprechen. Angelika nennt das „Die Natur als Anlass nehmen, sich künstlerisch auseinanderzusetzen und sich mit seinem Inneren zu verbinden“.
Angeleitet durch Angelika bringen wir diese dann zu Papier, erst klein und detailliert, jede für sich in ihrem Abschnitt. Nach und nach trauen wir uns größer und wilder zu werden und vor allem scheuen wir irgendwann nicht mehr die Linie des anderen zu kreuzen, zu übermalen und das Chaos entstehen zu lassen, zu dem Angelika uns ermuntert. Als ob Übermalen nicht schon Überwindung kostet, sollen wir dann auch noch die großen Papierbögen in Streifen zerschneiden!
Heraus kommen einzelne Streifen für jede von uns. Wir knicken, übermalen, ergänzen, malen aus, klecksen, spritzen und tupfen, bis final ganz unterschiedliche Werke entstehen - unser erstes eigenes Leporello (= ein harmonikaartig gefaltetes Bilderbuch, das je nach Faltung immer wieder neue Bilder entstehen lässt).
Glücklich, den eigenen Schweinehund überwunden zu haben, gehen wir auseinander, jede angereichert mit neuem Wissen, tollen Gesprächen und einem selbstgeschaffenen Kunstwerk.