Museumsbesuch

Um noch mehr Begegnungsfläche für unsere Teilnehmerinnen zu schaffen - neben unseren Workshops, die mehr auf die Umsetzung eigener Projektideen ausgerichtet sind - bieten wir nun auch vermehrt Ausflüge, Unternehmungen und gemeinsame Aktivitäten an. Die Begegnung mit den anderen Frauen bildet das Fundament des Projekts Knotenpunkt. Und da wir der Meinung sind, dass kaum etwas Menschen so sehr verbindet wie Kunst und Kultur, möchten wir den Fokus unseres Angebots vor allem hier setzen.

Mitte Februar besuchten wir daher gemeinsam die Ausstellung “Frauenkörper” im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg. Begleitet von der Malerin, Dozentin und Bildhauerin Angelika Kehlenbach, lernten wir nicht nur einiges über Kunst und das Bild der Frau im Laufe der Epochen, sondern auch wieder einmal sehr viel über uns selbst.

Angelika führte uns mit kleinen Übungen durch den Mittag und hielt uns immer wieder zur Reflexion an. Mehrere Male gingen wir durch die Ausstellung - mal gemeinsam, mal jede für sich - und kamen zwischendurch immer wieder zusammen, um das Erlebte miteinander zu besprechen.

Wir hatten die Möglichkeit, unser eigenes Selbstbild wahrzunehmen, dieses aber auch zu überdenken und neue Facetten von uns selbst zu entdecken. Mit Wurzeln und Erfahrungswerten aus den verschiedensten Kulturen kamen wir in geschützter Atmosphäre zusammen und stellten fest: Vieles eint uns als Menschen, und ganz besonders als Frauen. So wurden im Laufe des Tages einige Geschichten geteilt und stellenweise sehr persönliche Einblicke gegeben.

Wir fragten uns gemeinsam, wie Schönheit definiert werden kann und auch welchen Einfluss besonders bei uns Frauen das hat, was wir von unseren Müttern über den Blick auf den eigenen Körper und unser Selbstbild generell gelernt haben. Wir fragten uns auch: Was ist überhaupt Kunst? Kann Kunst schön sein? Oder hässlich? Kunst ist einzigartig. Kunst verbindet. Kunst hat es uns möglich gemacht, an diesem Tag überhaupt Zugang zu diesen Themen zu bekommen. Kunst lässt zu, dass wir uns selbst begegnen und dass wir auch anderen begegnen können.

Eine Teilnehmerin berichtet von ihren Erfahrungen:

“Unsere kleine Frauengruppe geht mit einer Aufgabe in die Ausstellungsräume, die interessanterweise nicht chronologisch, sondern thematisch angeordnet sind: „Welches Bild spricht mich am meisten an und warum?“

Es sind unendlich viele Bilder, Fotografien, Skulpturen. Fast unmöglich, eine Wahl zu treffen. Ich versuche, in meinem Kopf Bewertungsstrategien weitgehend auszuschalten und begebe mich auf die Suche, indem ich darauf achte, welche Emotionen die Darstellungen in mir auslösen. Viele Bilder kenne ich, sie sind Klassiker, darunter typische Venusdarstellungen.

Sie sind schön, zeigen makellose, ideale Körper von Frauen. Auch ich finde diese Darstellungen schön. Mich stört jedoch die Verherrlichung der Schönheit, die Passivität, die diese Körper ausstrahlen und das Objekthafte. Stattdessen bin ich auf der Suche nach einem Bild, das Stärke und Unabhängigkeit suggeriert.

Am Ende entscheide ich mich für ein Bild, das eine nackte, am Boden hockende Frau zeigt, deren Körper in seiner Position ganz natürlich wirkt. Es ist eine Ureinwohnerin; sie ist nackt, da Kleidung in ihrem Lebensraum nicht notwendig ist. Niemanden interessiert ihre Nacktheit – sie ist ganz selbstverständlich. Zwischen den Beinen ist sie dicht behaart, aber es wirkt nicht aufdringlich, ist nicht das Zentrum des Bildes. Die Brüste sind nicht jung und fest, es sind Brüste einer Frau, die Kinder gestillt hat. Sie schaut den Betrachter geradeheraus an.

Das Bild lebt von der intensiven Farbigkeit, die der Frau einen Ausdruck von Kraft und Unabhängigkeit, Stärke und Lebensfreude verleiht. Mir gefällt das Bild, weil ihre Körperlichkeit nicht als Objekt der Begierde im Zentrum steht.”

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